Amorgos

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Katapola

Amorgos ist die östlichste Insel der Kykladen. Sie ist 33 km lang und zwischen 1.9 und 6.5 km breit. Knapp 1900 ständige Einwohner leben dort. Ich habe mich in den letzten Wochen überwiegend an der Südküste verschiedenster Kykladeninseln aufgehalten. Immer wieder weht ein zum Teil kräftige Meltemi und so brauche ich gut geschützte Ankerplätze. Der Haupthafen von Amorgos, Katapola,  ist ein Tipp von einem Freund, der mir erzählt hat, dass man hier auch bei Meltemi gut und sicher ankern kann. Er empfiehlt mir, im nördlichen Teil in der Nähe des Friedhofs zu ankern, weil die Fähren viel Platz zum Manövrieren brauchen und der Hafenpolizist den Raumbedarf recht grosszügig auslegt. Man will offensichtlich möglichst viele Schiffe an den Stadtkai bringen. 

Ich mache mich auf den Weg, der Wind ist aber sehr schwach und mehr als zwei Knoten Geschwindigkeit liegt nicht drin. Als der Wind komplett weg ist, hole ich die Segel ein und gehe schwimmen. Das ist immer ein besonderes Erlebnis. Das Wasser ist so klar, wirkt so sauber und ist noch immer fast 26 Grad warm. Da bleiben keine Wünsche mehr offen. 

Nachdem die Sonne mich an Deck wieder getrocknet hat, bereite ich mir ein kleines Mittagessen, griechischen Salat mit Tomaten, Gurken und Feta zu. Das Meer ist spiegelglatt und flach, der Himmel tiefblau. Während meiner Mittagssiesta spüre ich einen             leichten Windzug, Zeit wieder die Segel zu setzen und weiterzufahren. 

Am späten Nachmittag bin ich dann am Ziel.  Am Stadtkai liegen schon zahlreiche Schiffe, möglicherweise eine Flottilie, da sie sich von aussen stark ähneln und überdimensionale Banner am Backstag wehen lassen. Mir soll es recht sein, ich gehe sowieso nicht gerne an solche Plätze. Man ist dort sehr exponiert und öfter habe ich es schon erlebt, dass Steine unmittelbar vor der Mauer eine Gefahr fürs Ruder darstellen. Dazu kommt, dass das Anlegemanöver allein durchzuführen recht anspruchsvoll ist. Gleichzeitig den Anker rauslassen, rückwärtszufahren und hoffen, dass irgendwer die Heckleinen gut befestigt. Ich folge der Empfehlung meines Freundes und mache unterhalb des Friedhofes fest. Der Anker hält erst nach dem dritten Manöver, aber dann ordentlich. Mit Taucherbrille und Flossen sehe ich, dass er sich komplett in den Sand eingegraben hat. Beste Voraussetzungen für einen ruhigen und sicheren Aufenthalt. 

 

Der Ort sieht vielversprechend aus. Schneeweisse Häuser, eine grosse Kirche mit blauer Kuppel und reizende Tavernen um den Hafen. Das möchte ich morgen näher erkunden. Die Nacht ist angenehm ruhig, ausser wenn eine Fähre mit Vollgas wieder hereinkommt und die Geschwindigkeit erst im letzten Moment reduziert. Dann gibt es ein paar Minuten Wellen und das Boot schaukelt entsprechend. 

Am nächsten Morgen mache ich mich auf den Weg an Land. Der erste Eindruck hat nicht getäuscht. Ein sehr sauberer, aufgeräumter und sympathischer Ort. Typisch griechisch mit schneeweissen Häusern, blauen Türen bzw. Fensterläden, Bougainvillea, die sich an Hauswänden emporranken und engen Gassen. Über eine steile Stufe erreiche ich eine Kirche. Der Weg geht noch weiter, wird immer schmaler und endet schlussendlich in einem Trampelpfad. Ich habe keine geeigneten Schuhe an und kehre wieder um. Offensichtlich gibt es hier einen Wanderweg, der in den Hauptort auf dem Berg führt.

 

Zurück im Dorf mache ich noch einen Abstecher zur grösseren Kirche, die aber verschlossen ist. Ich gehe entlang des feinsandigen Badestrandes und komme zu einer kleinen Marina. In einer der sehr schönen Tavernen hängen Tintenfische zum Trocknen an einer Leine in der Sonne. Es wirkt einladend und ich nehme an einem der Tische Platz. Ich geniesse ein kühles Bier und den Blick auf die Bucht, wo inzwischen vor dem Badestrand einige Segelyachten geankert haben. Die Trillerpfeife des Hafenpolizisten durchbricht die Ruhe. Er steht am Ufer und fuchtelt mit beiden Händen in der Luft herum. Offensichtlich will er den Ankerliegern etwas mitteilen, das aber kein Gehör findet. Dann kommt er an Bord eines kleinen Bootes, geht zu jedem hin und einer nach dem anderen muss den Anker hochnehmen und den Platz verlassen. Einige brechen auf, fahren aus der Bucht, andere gehen an den Stadtkai, wo es wieder mehr Platz gibt als gestern. Verstehen tue ich das Ganze nicht, liegen die weit ausserhalb des potentiellen Manöverbereichs der Fähre und weit genug von Strand entfernt. Aber was soll’s, man muss ja nicht alles verstehen und ich bin froh, dass ich der Empfehlung meines Freundes gefolgt bin.

 

Zurück an Bord stelle ich bei der routinemässigen Prüfung der Bilge fest, dass dort viel aufgeschäumtes Wasser ist. Ich pumpe es ab und merke rasch, dass es von der Pumpe kommt, welche die Spülbecken in der Küche entleert. Das ist gar nicht gut und beim Testlauf merke ich, dass praktisch alles, was im Spülbecken ist, aus der Pumpe in die Bilge läuft. Irgendetwas ist immer los! Eine Ersatzpumpe habe ich nicht und werde ich hier auch nicht bekommen. Beim nächsten Landgang frage ich den Hafenkapitän, ob es hier einen Installateur oder ein Fachgeschäft gibt. Wie zu erwarten, ist seine Antwort nein. Geschirrspülen muss ich jetzt nach der alten Methode und ich kaufe mir zwei Plastikschüsseln. Die eine zum Waschen, die andere zum Abtropfen. 

Am besten lösbar ist mein Problem in Athen. Da muss ich nicht lange suchen oder warten, bis Ersatzteile geliefert werden. Hier ist alles vor Ort. Einziges Problem ist die Zeit. August ist wie fast überall im Süden Ferienzeit. Die ersten Handwerker, die ich kontaktiere, haben geschlossen. Als ich endlich einen finde, der sich um das Problem kümmern kann, teilt er mir mit, dass er in einer Woche seinen Laden wegen Urlaub schliessen wird. Das wird knapp, zumal der Meltemi wieder aufkommt und ich ein günstiges Wetterfenster brauche. Also vereinbare ich mit ihm einen Termin, suche einen Liegeplatz in Athen, den ich schliesslich in der Alimos Marina finde und plane meine Abreise.