In Monemvassia war ich zum ersten Mal vor mehr als dreissig Jahren, als ich mit der Segelschule einen Ausbildungstörn dorthin gemacht habe. Damals hatten wir aber leider keine Zeit den Ort zu besuchen, sondern haben nur dort geankert, bevor wir wieder weitermussten.
Klar, dass ich hier noch einmal hinmöchte und mir die Zeit nehme, um diesen geschichtsträchtigen Ort zu besuchen.
Auf einem Felsen gelegen, war die Stadt im byzantinischen Reich ein wichtiger Stützpunkt und eine uneinnehmbare Festung. Sie galt als das Gibraltar des Ostens.
Es ist wieder einmal ein Tag mit sehr gutem Wind, der mich zügig und problemlos von Gytheion im lakonischen Golf hinbringt. Ich bin jetzt seit drei Monaten unterwegs und überwiegend gesegelt. Nur selten musste ich den Motor laufen lassen, um weiterzukommen. Den alten Spruch «im Mittelmeer kann man nicht segeln», kann ich so nicht bestätigen. Vielleicht hatte ich aber auch nur Glück und das Privileg windstille Tage einfach aussitzen zu können.
Den 194 Meter hohen Felsen kann ich schon von Weitem sehen. Vor dem Hauptort ist eine Marina entstanden, wie immer bevorzuge ich das Ankern und lasse ihn in der Abenddämmerung auf acht Meter Wassertiefe fallen.
Am nächsten Morgen ist es sonnig, warm und windstill. Ich lasse mein Dinghy zu Wasser und fahre rüber zum kleinen Hafen, in dem sich ein paar Fischerboote und eine kleine Marina befinden. Man merkt, dass es hier viele Touristen gibt. Reizende Tavernen, Geschäfte und Boutiquen haben sich hier niedergelassen. Taxifahrer warten auf Kundschaft, um sie den steilen Weg zum Eingang der Stadt zu bringen. Ich habe Lust auf Bewegung und gehe die paar Kilometer zu Fuss.
Die Stadt gliedert sich in zwei Teile: die von einer Mauer umgebende Unterstadt und die Zitadelle, die nur über einen einzigen, gewundenen Weg erreicht werden kann. Offensichtlich gab es dort ein Getreidefeld und mehrere Zisternen. Damit war der Ort nahezu autark und hat mehreren, oft jahrelangen Belagerungen standgehalten. Wenn man diesen mächtigen Felsen und die in den Stein hinein gebauten Häuser sieht, kann man sich gut vorstellen, wie unzugänglich diese Stadt war, sobald die Zugbrücke hochgezogen wurde.
Das Eingangstor in die Stadt ist mächtig. Die schmalen Gassen zwischen den pastellfarbenen, steinernen Häusern sind grob gepflastert. Zwischendurch gibt es immer wieder atemberaubende Ausblicke zum Meer.
Auf einem kleinen Platz ist ein Kaffeehaus und ich nehme im Schatten eines Baumes Platz. Der Blick aufs Meer und zur Küste des Peloponnes ist unglaublich und ich kann mich kaum lösen.
Dann gehe ich wieder weiter, finde den Aufstieg zur Zitadelle, ein schmaler, sehr steiler Weg, der sich serpentinenartig nach oben schlängelt. Die groben Steine sind so glatt geschliffen und glitschig, dass ich aufpassen muss, nicht auszurutschen.
Oben angekommen finden sich mehrere Ruinen und eine oktogonal angeordnete Kirche aus dem 12. Jahrhundert, die als Kopie der Hagia Sophia in Konstantinopel angelegt wurde. Die Mühe des Aufstieges hat sich auf jeden Fall gelohnt.