Andros

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 Andros ist die nördlichste und mit 280 Quadratkilometern die zweitgrösste Insel der Kykladen. Auf einer Länge von 28 km und einer Breite von 16km leben hier 9000 Menschen. Andros ist eine der wenigen Inseln der Kykladen, auf denen es Wasser gibt. Mehrere Flüsse fliessen durch die Insel und ermöglichen eine reichhaltige Vegetation. 
Es gibt leider nur wenige Ankerbuchten, die für einen längeren Aufenthalt geeignet sind. Wir haben in der Hafenbucht von Gavrion, dem Hauptort der Insel geankert. 


Gavrion


Gavrion ist der grösste Hafen auf der Insel. Hier kann man direkt an der Pier festmachen, was wir aber vermieden haben, weil die angegebenen Wassertiefen nicht mit unseren Messungen übereinstimmten. Daher habe wir in der Bucht geankert. Aber auch hier war es deutlich weniger tief. Beim Ankern muss man den Radius der häufig und rasch einfahrenden Fähren berücksichtigen. Einige Schiffe kamen uns sehr nah, was unsere Ruhe sehr beinträchtigte . Als dann endlich der Fährverkehr nachliess, wurden wir von einer Disko am Ufer dauerbeschallt. 
Ich habe mir am nächsten Tag eine Vespa gemietet und mir die nähere Umgebung angesehen, was sehr reizvoll war. Nichts desto trotz sind wir rasch wieder weiter gezogen. 

Bei meinem neuerlichen Besuch im Sommer 2025 ist der Meltemi ausserordentlich stark und lang andauernd. Sobald er da ist, weht es mit 25 bis 40 Knoten und das meist länger als eine Woche. Wegen einer Reparatur war ich fünf Tage in der Zea Marina in Athen gefangen und bin nach Beendigung der Arbeiten möglichst rasch raus. Das liegt nicht am Hafen, der war sehr gepflegt und schön, sondern daran, dass es sehr heiss war und ich so langsam genug habe, dort herumzusitzen, um auf Handwerker zu warten. Ich nutze den seltenen Südwind, der später auf West drehen wird und segle so weit wie möglich der Küste entlang nach Süden. Statt in die chronisch überfüllte Bucht am Cap Sounion gehe ich ein paar Meilen davor in die Bucht von Palaia und muss mir den sehr guten, weitläufigen Ankerplatz nur mit drei weiteren Schiffen teilen. 

Am nächsten Morgen geht es dann mit Westwind wieder weiter, zwischen der Insel Patroklos und dem Festland durch, vorbei am Cap Sounion, in dem mehr als zwanzig Boote liegen und seinem mächtigen Poseidontempel.


Der Wind ist ausgezeichnet, alle Segel sind voll ausgefahren und so geht es mit einer Geschwindigkeit zwischen sechs und acht Knoten dahin. Mein ursprüngliches Ziel, Ormos Vourkario auf Kea, lass ich rechts liegen. Hier war ich schon oft und erst kürzlich. Stattdessen gehe ich weiter und peile die Insel Andros an. Auf den letzten fünf Meilen dreht der Wind auf Nord und weht mir genau entgegen. Es ist schon spät und ich möchte noch vor Sonnenuntergang an meinem Ankerplatz ankommen. Ein paar wenige Meilen östlich vom Hauptort liegt eine vielversprechende Bucht mit einem netten Ort.

 

Batsi

Batsi erreiche ich dann schliesslich in der Dämmerung, lasse den Anker auf acht Metern Wassertiefe fallen und stecke 60 Meter Kette. Mein Ankerplatz ist optimal, aber die Fallwinde, die von den Hügeln herunter wehen, erreichen bis zu vierzig Knoten. Da pfeifen die Wanten und das ganze Boot zittert, wenn uns eine Böe trifft. Ich gebe noch einmal zwanzig Meter Kette mehr. Am Stadtkai kann man ebenfalls festmachen, hier liegen aber schon drei Schiffe längsseits und somit sind alle Plätze belegt. 

Der Wind hält die ganze Nacht an, zur Sicherheit habe ich neben dem Ankeralarm meines Navigationsprogrammes an Bord noch jenen auf meinem Handy aktiviert. 

Am nächsten Morgen lässt der Wind etwas nach, vor allem sind die Böen weg. Ich gehe an Land, schaue mir den reizenden Ort an, trinke einen Cappucino in einer der zahlreichen Tavernen und kaufe im Supermarkt ein paar frische Lebensmittel ein. 

 

Die Wetterprognose ist nicht gerade erbaulich. Der Meltemi mit starkem Wind aus Nord bis Nordwest ist wieder da. Bis zu vierzig Knoten sind angesagt. Das macht nicht wirklich Spass und so beschliesse ich zu bleiben, wo ich bin. 

Der Rest des Tages verläuft unspektakulär, ich musiziere, schreibe, lese und gehe zwischendurch ins Wasser. Schwimmen ist nicht möglich. Der starke Wind erzeugt eine Gegenströmung, gegen die ich nicht ankomme. Abends nimmt der Wind wieder zu und hält die ganze Nacht an. 

Morgens dann wieder etwas mehr Ruhe, gegen Mittag «nur» mehr zwanzig Knoten ohne grosse Böen. Ich hätte Lust noch einmal in das Dorf zu gehen, irgendein ungutes Gefühl hält mich aber davon ab und so bleibe ich an Bord. Dann nimmt der Wind wieder zu, 25 Knoten, 30 Knoten und heftige Böen. Ich bin unter Deck, um mir was zu kochen, als plötzlich der Ankeralarm los geht. Ich nehme in zunächst gar nicht so richtig erst, da ich den Radius recht knapp eingestellt habe, aber dann sehe ich, dass die Distanz vom Anker sehr rasch und deutlich zunimmt. Jetzt muss es schnell gehen, denn hinter mir liegen Felsklippen, auf die ich mit ordentlicher Geschwindigkeit hin drifte. Motor an  und zunächst einmal weg aus der Gefahrenzone. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was passiert, wenn der Motor nicht anspringen würde. Zum Glück läuft alles gut. Sobald ich genügend freien Seeraum habe, hole ich den Anker auf, in dem sich ein dickes Bündel Seegras verfangen hat. Das hält auf Dauer, vor allem bei so starken Winden, nie. Ich bin froh, das mich mein Instinkt gewarnt hat und ich nicht meinem Bedürfnis nach einem Landgang nachgegeben habe. Nach so langer Zeit auf dem Meer habe ich ein gutes Gefühl entwickelt, ab wann es nicht mehr gut ist. «Machen, wenn man daran denkt» lautet meine Devise.

Ich finde rasch einen neuen Ankerplatz, die Bucht ist ja breit genug und sehe jetzt, dass ich auf acht Metern Tiefe ein grosses Feld aus Sand vor mir habe. Da lass ich den Anker mit 90 Metern Kette runter und fahre ihn im Rückwärtsgang mit 2000 Umdrehungen ordentlich ein. Er hält und gibt keinen Millimeter nach. Wenn immer möglich, überprüfe ich den Anker mit Taucherbrille und Flossen. Die Strömung ist aber zu stark und ich wage es nicht. 

Drei Tage geht es so ununterbrochen weiter. Die stärksten Böen erreichen 60 Knoten! Zwei weitere Segelboote kommen herein und sind sicher froh, hier einen guten Ankerplatz zu finden. 

Dann wird es endlich ruhiger, ich kann noch einmal an Land gehen, meine Einkäufe erledigen und breche dann auf mit Ziel Tinos.